6 Tipps, wie Sie preiswert eine Lernkultur à la Google in Ihrem Unternehmen schaffen

Unternehmen mit Lernkultur sind beliebte Arbeitgeber. Wie gut ein Unternehmen die persönliche Entwicklung seiner Mitarbeiter fördert, ist sogar eines der Hauptkriterien, um es auf die Liste der 100 besten Arbeitgeber des Fortune-Magazins zu schaffen.

Trotz allem ist es ein Punkt, den viele kleine Unternehmen ignorieren. Teil des Problems ist die Sorge, dass sie es sich nicht leisten können und dass es bedeutet, ihren Mitarbeitern, MBAs und teure Schulungsprogramme zu finanzieren. Aber darum geht es in einer Lernkultur nicht.

Um eine trockene Definition zu verwenden, so ist eine Lernkultur “eine Sammlung von organisationsbezogenen Konventionen, Werten, Praktiken und Prozessen, die Mitarbeiter und Organisationen dazu ermutigen, Wissen und Kompetenzen zu entwickeln.” Von einem MBA ist dort keine Rede.

Eine Lernkultur zu entwickeln kostet Sie fast nichts. Und obwohl Sie vielleicht nicht in der Fortune-Liste landen werden, wird es Ihr Unternehmen auf andere Weise bereichern.

  • Produktivität steigern. Bei der geistigen Arbeit hängt die Produktivität nicht so sehr von der reinen Anzahl der Arbeitsstunden ab. Lernen erhöht die mentalen Stärken Ihres Teams. Es gibt ihnen Werkzeuge an die Hand, mit denen sie die alltäglichen Aufgaben meistern können. Der ‘Gallup State of the Global Workplace Report’ ergab außerdem, dass Lernen zu Mitarbeiterbindung führt.
  • Eigene Führungskräfte heranziehen. Fußballvereine wie Manchester City oder PSG geben jedes Jahr Hunderte Millionen für neue Stars aus. Wenn Sie aber ein kleiner Verein ohne Öl-Oligarchen als Geldgeber sind, bleibt Ihnen nur übrig, in das Training, Ihrer eigenen Nachwuchsmannschaft zu investieren, um sie zu den Stars von morgen zu machen. Bei Userlike betrachten wir unsere Teammitglieder als die Führungskräfte von morgen. Aber um für diese Aufgabe gewappnet zu sein, müssen sie in sich selbst investieren.
  • Talente akquirieren. Die Harvard Business Review zeigte auf, dass persönliches Wachstum ein inneres Bestreben für “High Potentials” ist. Um solche Talente zu rekrutieren, müssen Sie Wachstumschancen bieten.
  • Talente halten. Laut Inc. ist der Hauptgrund warum Mitarbeiter ein Unternehmen verlassen, nicht das Gehalt, sondern der Mangel an Möglichkeiten zur Weiterentwicklung. Solange Sie sich weiterentwickeln, macht es für Ihre Wunderkinder Sinn, bei Ihnen zu bleiben. Sobald sie das Limit ausgeschöpft haben, werden sie gehen.
  • Bleiben Sie auf dem Laufenden. Das heutige Entwicklungstempo ist zu schnell, um es nur dem Management zu überlassen. Britt Andreatta zeigt, dass in einem Unternehmen mit Lernkultur alle Mitarbeiter die Augen offen für relevante Veränderungen haben . Dadurch wird das Risiko minimiert, bei entscheidenden Entwicklungen den Anschluss zu verlieren.

Userlike ist gebootstrapped. Wir hatten nie das Budget, mit teuren Trainingsprogrammen, wie sie große Firmen bieten, mitzuhalten. Stattdessen wollten wir eine Lernkultur ohne Ressourcen schaffen. Hier sind unsere Tipps.

1
Lernziele

Unsere Lernziele sind der erste Baustein unseres Bildungsplans. Jedes Quartal legen wir unsere Ziele für die kommende Periode fest. Doch neben operativen Zielen (z.B. Steigerung des organischen Website-Traffics auf 100.000 Unique Visitors ) haben wir in unserem Asana auch einen Abschnitt für Lernziele.

Screenshot der Lernziele des Userlike-Teams in Asana

Die Teammitglieder vereinbaren diese Ziele gemeinsam mit ihren Teamleitern. Die Ziele sollten folgende Kriterien erfüllen:

  • Abstimmung mit aktuellen/zukünftigen Projekten. Um fundiertes Wissen zu erlangen, das hängen bleibt, müssen Sie das Gelernte am Arbeitsplatz anwenden. Deshalb stimmen wir unsere Lernziele mit aktuellen oder anstehenden Projekten ab. Ein passendes Lernziel für das operative Ziel der Erhöhung des organischen Web-Traffics wäre z.B., einen SEO-Kurs abzuschließen.
  • Spezifisch. “SEO-Profi werden” ist zu vage. Es ist nicht nur schwierig, das anzustreben, es nimmt Ihnen auch die Genugtuung, das Ziel zu erreichen. Ein konkretes Ziel wäre, “den Udemy-Kurs über SEO” zusammenzufassen.
  • Realistisch. Lernziele sind genauso anfällig für den Planungsfehlschluss wie ihre operativen Gegenstücke. Wenn der SEO-Kurs 100 Stunden umfasst, kann ich ihn nicht innerhalb eines Monats beenden.

Unsere Abteilungsleiter überprüfen den Prozess dieser Ziele über das gesamte Quartal hinweg. Sie verhalten sich wie die persönlichen Entwicklungs-Coaches von Google und unterstützen unsere Teammitglieder dabei, ihr volles Potential zu entfalten.

2
Bildungsbudget

Wir sagten fast umsonst, oder? Sie können online viel kostenloses Material finden, aber wir wollten unserem Team auch ein Budget für Premium-Inhalte anbieten – Bücher, Kurse, Branchenzeitschriften-Abonnements etc.

Unser Jahresbudget liegt derzeit bei 250€ pro Person. Das ist nicht viel im Vergleich zu einigen anderen Unternehmen, aber für die Art von intensivem Lernen, die wir anstreben, scheint es bisher ausreichend zu sein. Mehr dazu später.

3
Firmenbibliothek

Wir haben die “Userlike Bibliothek”, über die Teammitglieder ihre Lieblingsbücher und -zeitschriften miteinander austauschen. Es begann damit, dass einige von uns ihre Lieblingsbücher mitbrachten – z.B. Behind the Cloud, The Hard Thing About Hard Things, The Pragmatic Programmer, Rework etc.

Wir ermutigen andere dazu, auch ihre Fachbücher mitzubringen und dem Team zur Verfügung zu stellen. Außerdem kommt jedes über das Bildungsbudget gekaufte Buch nachdem es fertig gelesen wurde in die Bibliothek.

Foto einer imposanten Bibliothek
Und schauen Sie her, was aus der Userlike Bibliothek geworden ist! Naja, nicht ganz… unsere hat eher die Größe eines Schranks.

Die Bibliothek erfüllt sowohl einen praktischen als auch einen symbolischen Zweck. Praktisch, weil sie einfachen Zugang zu qualitativ hochwertigem Lernmaterial bietet. Symbolisch, weil es unsere Kultur widerspiegelt – unsere Werte des persönlichen Wachstums und bewährten Praktiken zu folgen. Außerdem verstärkt der Besitz Ihrer eigenen Sammlung spezifischer Fachliteratur im Büro das Gefühl von Eigenverantwortung, den Stolz auf Ihr Handwerk.

4
Urlaubsvergütung

Wenn Sie Leute bitten, “in ihrer Freizeit” zu lernen, wird es gegen Familienzeit, Sport, Netflix etc. das Nachsehen haben. In unseren geschäftigen Leben ist es verdammt schwierig, Zeit zum Lernen zu finden. Es ist eine dieser Aufgaben, die sehr wichtig, aber nicht sehr dringlich sind.

Da hilft nur Zuckerbrot und Peitsche Sie brauchen also ein “Zuckerbrot”, um Ihre Mitarbeiter zum Lernen zu motivieren. Dafür haben wir uns einen Urlaubsausgleich überlegt. Im Wesentlichen bedeutet dies, dass die Zeit, die Sie in Ihre berufsbezogenen Weiterbildung investieren, durch zusätzliche Urlaubstage kompensiert wird.

Wie setzen wir das also um? Wir befinden uns noch in der Beta-Phase, aber der aktuelle Prozess sieht so aus:

  1. Setzen Sie mit Ihrem Teamleiter ein Lernziel fest. Zum Beispiel “Lesen Sie das Buch ‘Influence’ und fassen Sie es zusammen.”
  2. Verbrauchszeit berechnen. Die meisten (Online-) Kurse geben eine Zeitangabe an. Für Bücher machen wir eine grobe Berechnung, indem wir die durchschnittliche Lesegeschwindigkeit (200 Wörter pro Minute) berücksichtigen. Diese Konsumzeit wird in Form des Urlaubsausgleichs kompensiert. Wenn nach dieser WPM-Berechnung (Wort pro Minute) die Leseinvestition 10 Stunden beträgt, sind dies die Stunden an Urlaub, die Sie für das Erreichen des Ziels erhalten.
  3. Beweis bieten. Wir brauchen Beweise vor der Entschädigung. Einige Kurse bieten eine Zertifizierung an. Bei Büchern bitten wir um eine Zusammenfassung. Das bedeutet, dass die Zeitinvestition nicht 1:1 mit der Urlaubsentschädigung erfolgt. Wir halten das für fair. Denn Sie investieren gleichermaßen in sich selbst und das Unternehmen. Außerdem garantiert es die tiefgreifende Form des Lernens, auf das wir hinarbeiten. Dies bedeutet aber auch, dass nicht alle Formate für die Kompensation geeignet sind. Sie können ihr Bildungsbudget z.B. für den Besuch von Branchenveranstaltungen verwenden, aber nicht für den Urlaubsausgleich.

Um zu verhindern, dass unser Team zu hauptberuflichen Informations-Junkies wird, haben wir eine Obergrenze von fünf Extra-Urlaubstagen festgelegt.

5
Notizbücher

Wir regen unsere Teammitglieder dazu an, Notizbücher mit sich zu führen, um ihre Gedanken und Erfahrungen aufzuschreiben. Paul Jun zeigt, welche vielfältigen Vorzüge die Angewohnheit des regelmäßigen Schreibens mit sich bringt, etwa mehr Klarheit, Kreativität und verbessertes Lernen.

Foto von einem aufgeschlagenen Notizbuch

Sie können jeden Schriftsteller fragen und er wird Ihnen sagen, dass sein Handwerk die größte Lernquelle ist. Doch wenngleich es eine gute Angewohnheit ist, so lässt sie sich nur schwer auf andere übertragen. Unser nächster Punkt wird Ihnen dabei helfen.

6
Gelerntes teilen

Eine Lernkultur ist eine Kultur des Austauschs. Wir bieten unserem Team zwei Möglichkeiten, das Gelernte weiterzugeben: Team-Blogbeiträge und Userlike-Thursday-Präsentationen.

Neben dem Angebot von Tipps und Best Practices zu den Themen Vertrieb, Service und Kommunikation , bietet unser Blog eine Plattform für unser Team, ihr Wissen weiterzugeben. Während Sie sich Notizen zu einem Kurs oder einem Buch machen, kommen Ihnen vielleicht Ideen, die Material für einen guten Blogbeitrag bieten würden. Die Fertigstellung eines Blogposts markiert den Abschluss des Lernpfads – eine Möglichkeit, den Lernerfolg zu feiern .

Userlike Thursday ist die vierteljährliche Veranstaltung, bei der einige unserer Teamkollegen ein Thema ihres Interesses präsentieren. Themen bisher waren Machine Learning, die Vorteile des Schreibens, Karneval, persönliche Motivation und vieles mehr. Es ist auch eine perfekte Gelegenheit, Erfahrungen aus dem Bildungsplan zu teilen.

Foto von einer Gruppe in einem Büro, die einem Vortragenden zuhören.
Jans Vortrag über die Verbindung zwischen maschinellem und menschlichem Lernen.

Ich würde gerne erfahren, wie Sie Ihr Team dazu anregen, in sich zu investieren. Wenn Sie Lust haben, teilen Sie mir Ihre Gedanken gerne über Twitter mit!

Dieser Beitrag wurde im Original von Pascal van Opzeeland verfasst und durch Mara Küsters ins Deutsche übersetzt.